Magazine Watch: Die Epilog

laura
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Zwischen Gesellschaftswandel & Alltagskultur.

Print ist tot! Das prophezeit uns die Medienwelt nun schon seit einigen Jahren. Gegen die unendlichen Weiten des WWW scheint kein Magazin, keine Zeitung ankommen zu können. Die Informationen fließen schneller, als jede Druckerpresse arbeiten kann und jeder, der sich dazu berufen fühlt, kann zum rasenden Reporter werden. Eigentlich ein Trauerspiel, wenn man einmal so darüber nachdenkt. Zeitschriften werden eingestellt, kaum dass die erste Ausgabe erschienen ist. Redakteure werden reihenweise entlassen und die, die noch übrig sind, müssen die klaffende Lücke ihrer entlassenen Kollegen füllen. Ein Teufelskreis. Der auf Dauer nicht nur die Leser frustrieren wird, sondern auch die Schreiber an den Rand der Verzweiflung bringen dürfte. Wo Masse gefragt ist, hat Qualität selten eine Chance. Das zeigt sich leider auch bei den deutschen Tageszeitungen, die täglich ums Überleben kämpfen. Die Frankfurter Rundschau z.B. hat diesen Kampf verloren, andere dagegen, wie die ZEIT, planen schon fleißig am Bezahlmodell für ihren Onlineauftritt. Auf der anderen Seite schießen Frauenmagazine, Klatschblätter, und wie sie alle heißen, wie Pilze aus dem Boden. Der Inhalt ist meistens der gleiche oberflächliche Kram: Fragen nach dem perfekten Look, dem perfekten Date und den Beautysecrets von Promi XY findet und achja, natürlich wollen wir auch wissen, über welche Skandälchen im Moment alle reden. Am Ende bringt uns das zwar eigentlich nicht so wirklich im Leben weiter, aber ist ja auch egal, schließlich zählt doch in erster Linie die Unterhaltung.

 

Umso mehr freut es, wenn man in dem unübersichtlichen Wust der Maintreamunterhaltung hin und wieder einmal über ein paar gedruckte Worte stolpert, die es auf Anhieb vermögen den Geist anzuregen. Ein solches Magazin ist das frisch aus der Presse stammende DIE EPILOG. „Zeitschrift zum Gesellschaftswandel – Tendenzen der Alltagskultur“, so der Untertitel. Mads Pankow und Fabian Ebeling haben einen Master in Medienkultur. Als sie gerade mitten in der Abschlussphase steckten, entstand die Idee ein Magazin zu gründen, eines mit Köpfchen. “Die Epilog” beschäftigt sich, geteilt in die vier Überthemen Gesellschaft, Medien, Ästhetik und Zeit, mit Kultur und eben der Gesellschaft unserer Gegenwart. Und so reiht sich in der ersten Ausgabe an die Frage nach der Rolle und der Funktionsweise des Idealismus, eine Abhandlung über den Facebook-Likebutton als „Beitrag zur digitalen Freundlichkeit“, dazwischen ein wunderbarer Essay über den Begriff der Nostalgie. Fühlt sich manchmal wie eine Medienvorlesung in der Uni an? Vielleicht. Macht mir persönlich aber auch genau deswegen so ungemeine Freude! Denn während unser Bildungssystem zunehmend Lehrstoff auf das Nötigste eingrenzt und die Anreicherung von Wissen via Creditpoints honoriert, bringen Zeitschriften wie Epilog ein wenig Freigeist zurück ins Hirn. Einfach einmal über den ersten fixen Ansatz hinausdenken, das ist es, was sich das Magazin zur Aufgabe gemacht hat. Man muss der Rezension in der ZEIT zustimmen, wenn sie schreibt, dass der universitäre Schreibstil die Artikel deutlich präge. Doch wo die große deutsche Wochenzeitung vielleicht ein Hindernis sehen mag, sehe ich eine spannende Herausforderung. Schließlich macht doch gerade das Spiel mit Sprache und Wissen besonderen Spaß. Und dort, wo Facebook auf Foucault trifft, darf auch der Sprachstil etwas gehobener daherkommen. Zugegeben, der Otto-Normal-Leser, der sich sonst an Beiträgen à la „Wie mache ich meinen Körper sommerfit?“ bereichert, wird mit “Die Epilog” wohl eher weniger anfangen können. Wer dagegen aber seinen Kopf gerne dazu verwendet, abstrakte Theorien und etwas ungewöhnlicheren Denkansätzen nachzugehen, der wird mit dem Magazin seine Freude haben. “Die Epilog” ist übrigens für 6 Euro im ausgewählten Zeitschriftenhandel oder dem Bahnhofsbuchhandel erhältlich. Die zweite Ausgabe ist für September 2013 geplant.

 

 

 

 

 

laura
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