Sieben Sachen: Alexander McQueen

Robert
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Ein Mann. Eine Ikone. Eine Legende. Eine Inspiration.
style.com

"You've got to know the rules to break them. That's what I'm here for, to demolish the rules, but to keep the tradition."

 

Alexander McQueen war nicht nur ein Mann, der wusste zu provozieren und die Geister zu spalten. Er war - und das braucht man gar nicht zu diskutieren, weil es in der Branche bekannt ist - unglaublich talentiert, zielstrebig und dabei schonungslos direkt in dem was er tat, war und auszustrahlen vermochte. Und dennoch umgab ihn immer ein Umhang der Faszination. Für mich spielte Alexander McQueen immer eine sehr inspirative Rolle. Wollte ich ausbrechen aus meinem eleganten Burberry Fokus, begab ich mich zu ihm und ließ mich auf seine Designs und die Botschaften, die er zu vermitteln versuchte, ein.

 

Wenn ich mir heute seine Designs durchsehe, was vor allem in Phasen des Zweifelns und des Nachdenkens passiert, dann fühle ich mich instantly besser, weil die Schönheit seiner Designs und die Perfektion seines Könnens eine inspirative Wirkung auf mich haben, die kaum ein anderer Designer in mir hervorrufen kann. Deshalb, als kleine Hommage an einen der größten Virtuosen der Modeindustrie, möchte ich, kurz vor seinem vierten Todestag am 10.Februar, meine Sieben Sachen einer inspirativen Sammlung widmen, die mich immer durch weniger inspirative Zeiten leitet:

 

eins. Tod. "I want to be the purveyor of a certain silhouette or a way of cutting, so that when I am dead and gone, people will know that the twenty-first century was started by Alexander McQueen."

 

zwei. Sketches. Jeder Designer versucht eine Note in seine Zeichnungen zu bringen, die es unverkennbar macht, dass diese nur aus der Feder einer einzigen Person stammen können. Wir sehen es gut an Karl Lagerfeld, Vera Wang und Sonja Rykiel, deren Skizzen man eindeutig als die Ihrigen erkennt. Wann auch immer ich einen Stift in die Hand nehme und ihn sanft auf Papier drücke, zögere ich zuerst, bevor ich den ersten Strich ziehe, weil ich oft die Angst habe, dass es ein falscher, hässlicher, unpassender Strich ist, den ich danach nicht mehr auslöschen kann ... und dann denke ich oft an die großen Designer dieser Welt - Christian Dior, Yves Saint Laurent, Cristóbal Balenciaga, Madeleine Vionnet,... Sie alle haben sicher hie und da mal an sich selbst gezweifelt. An dem was sie waren und an dem was sie taten. Aber sie ließen sich nie davon abbringen, ihre inspirativen Phasen zu Papier zu bringen. Und deshalb ziehe ich den Strich einfach. Vom Anfangspunkt bis zum Endpunkt. Bis ich zu einer Zeichnung gelange, in der ich mich, mit dem was ich bin und tue, wiederspiegele.

 

 

drei. Plato's Atlantis. Spring/Summer 2010. Eine seiner komplexesten Arbeiten. Die Stoffe wurden digital bedruckt und die Kleider wurden Stück um Stück im Originalstoff kunstvoll drapiert und direkt zugeschnitten, ohne sie an einem Probestoff auszuprobieren. Ohne dabei auch nur einen Fehler zu machen. Plato's Atlantis ist eine seiner schönsten Kollektionen - sie ist nicht nur innovativ, sondern auch ein visuelles Meisterwerk. Jeder Stich, jeder Handgriff, jede Drapierung sitzt so perfekt, dass ich nicht nur jedes Mal beeindruckt bin, wenn ich mir diese Show ansehe, sondern fast explodiere an all den Emotionen, die ich plötzlich in mir habe. Diese Farben... diese Schnitte... diese Kleider... diese Show... der Gesamteindruck.

 

 

vier. Deklaration. "Give me time and I'll give you a revolution." Ein Motto, das ich immer behalten werde. Ein Motto, das ausstrahlt, dass eine einzige Person, wenn sie die Entschlossenheit und Zielstrebigkeit dazu hat, alles erreichen kann, was sie sich in den Kopf setzt. Ich glaube daran, dass Menschen alles erreichen können, wenn sie es mit Herz wollen. Und spüren. Und selbst daran glauben.

 

fünf. Kollektionen. McQueen war ein Meister des Storytelling. Das hing nicht einfach nur damit zusammen, dass er seine Kollektionen um Themen und Geschichten spielte, sondern, dass er jede seiner Schauen bereits vor der Entstehung seiner Kleider inszenierte. Zuerst war das Gesamtbild und dann fügte es sich Stück um Stücl zusammen, bis jedes Jahr aufs Neue in Paris die Lichter ausgingen und die Besucher in den ersten Reihen angewiedert, provoziert oder gar über alle Maßen begeistert waren von der Show, die sie sehen durften.

 

Harriet Quick, Redakteurin der britischen VOGUE, beschrieb die Präsentation seiner Kollektion "Untitled" folgendermaßen: "Es war so schön, dass mir Tränen über die Wangen liefen. Es war zugleich melancholisch und erhebend. Ich werde es nie vergessen."

 

sechs. Totenkopf. Ich hasse es, wenn Menschen den Totenkopf als Symbol missbrauchen, weil er meiner Meinung nach nie für das steht, was er eigentlich sollte: nicht einfach nur Tod und Zerfall, sondern auch die Geburt von etwas Neuem, die Auferstehung und den Fall einer Idee. Designer, wie Philipp Plein, die den Totenkopf dafür verwenden, ihre Proletenmode "cooler" zu gestalten, sollten keine Berechtigung haben, mit einem Designer wie Alexander McQueen in Verbindung gebracht zu werden. Denn er steht wirklich für Revolution, Aufbruch, das Erschaffen von etwas Neuem und Einzigartigem! Alexander McQueen ist der einzige Designer, von welchem ich je einen Totenkopf an meiner Kleidung dulden oder freiwillig an diese applizieren würde.

 

sieben. Angels and Demons. Herbst/Winter 2010/2011. Dieses Seidenkleid aus seiner finalen Kollektion "Angels & Demons" ist eines der schönsten und großartigsten Kleider, die je das Tageslicht eines Ateliers erblicken durften. Im Allgemeinen ist die Kollektion nicht nur royal, gegensätzlich, inspirativ und golden, sondern auch dramatisch, faszinierend und perfekt in jedem Detail, jeder Falte, in jedem Kleid... ihr müsst einen Blick darauf werfen: Alexander McQueen Autumn/Winter 2010-11 prêt-à-porter. Lasst es auf euch wirken, genießt es, verliebt euch in die Designs, die er geschaffen hat und mit welchen er es, trotz seines Todes, immer schaffen wird, mich zu inspirieren und zu motivieren.

 

 

XO - R

 

    AUTHOR:
    ROBERT RJ SCHERMANN

    Versteht nur Prada.

    Dies jedoch fließend, neben Burberry und VOGUE. Seine Texte entstehen immer in spontanen Situationen und zumeist auch bei Alkohol. Mode ist für ihn kein Wort, sondern ein Lifestyle, eine Entscheidung, die man lebt und atmet. In diesem Sinne gibt es für ihn, neben der Eroberung der Welt, vor allem ein Ziel – die Chefredaktion der amerikanischen VOGUE.