MUSIC WATCH: Darkside

sandra
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Das neue Projekt des Wunderjungen Nicolas Jaar.
© Foto: Darkside by Jed DeMoss, Face­book Promo

Eine Zeit lang ist es verdächtig ruhig um den aus New York stammenden Wunderjungen Nicolas Jaar, der, wie ich vor kurzem zu meinem Entsetzen feststellen musste, gerade einmal von Jahrgang 1990 ist. Für einen Moment lang machte sich ein schlechtes Gewissen breit, weil ich altersbedingt eigentlich sogar noch zwei Jahre länger Zeit gehabt hätte, um so manches Meisterwerk auf die Beine zu stellen, aber das nur so am Rande. Auf jeden Fall wurden der Junge und sein Solo-Debütalbum "Space Is Only Noise" (2011) vor ein paar Jahren so dermaßen gehyped, dass mittlerweile jeder etwas von ihm gehört haben müsste, auch wenn es nur sein Name ist. Zu dieser Zeit studierte er übrigens noch Vergleichende Literatur, da könnte man fast meinen, dass er als Student ein wenig unterfordert war. Kurze Zeit später wurde er als der neue It-Produzent gehandelt, tingelte mit seinen Sets zwischen Berlin, London und New York herum, welche dann auch schnell beim Rest der Welt großen Anklang fanden. Danach übte er sich eher in Sachen Zurückhaltung und war überwiegend hinter den Kulissen seines Labels "Clown & Sunset" (heute "Other People") tätig. Mir persönlich wurde es aber ein wenig zu still um den hübschen Mann, das Album habe ich längst hunderte Male vorwärts und rückwärts gehört und ich brauchte dringend Nachschub. Und da wurde ich erhört, aber in einer Art und Weise, wie ich sie nicht erwartet hätte. In seiner Schaffenspause hat sich Nicolas Jaar mal eben komplett neu erfunden, sich mit seinem ehemaligen Tourgitarristen Dan Harrington zusammengetan und ein neues Projekt auf die Beine gestellt, welches sich Darkside nennt. 

 

 

Weniger melancholisch und minimalistisch, dafür mit mehr Blues und Vielschichtigkeit. Was bei manchem ordentlich in die Buchse geht, wenn sie auf die Idee kommen sich um 180 Grad drehen zu wollen, ist dem jungen Burschen jedoch wirklich gut gelungen. Das wird schon beim Opener "Golden Arrow" deutlich, welcher sage und schreibe stolze 11 Minuten dauert. Das sollte auch reichen um dem Zuhörer klarzumachen, dass Nicolas Jaar eine große Portion Herzblut in sein neues Projekt gesteckt hat. Weitere Lieblinge und persönliche Highlights sind für mich übrigens "Heart" und "Paper Trails" - aber ich möchte an dieser Stelle nur ungerne etwas vorweg nehmen. 

 

Fazit: Alles in allem ist dieses Werk für mich das interessanteste Ding, was der gut sortierte Plattenladen seit Monaten zu bieten hat. Erschienen ist "Psychic" übrigens schon am 11. Oktober 2013 (Matador) und sollte bei Anhängern des guten, elektronischen Musikgeschmacks auf keinen Fall im Plattenregal fehlen. 

 

 

    AUTHOR:
    SANDRA OLYSLAGER

    Die verbale Inkontinenz.

    Mal angenommen, man müsste Sandra in einer Sendung wie „Ruck Zuck“ beschreiben, die Leute würden ihren Vordermann anticken und Sachen sagen wie „intellektuell exhibitionistisch und fuckin' emotional“, man würde sofort erraten wer hier gemeint ist. Seit bereits drei Jahren treibt sie sich im Internet als Bloggerin herum und hat es bisher nicht einen Tag bereut.