Moviewatch: Inside Llewyn Davis

laura
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Ein Leben für die Musik.
Bilder via offizieller Homepage

Greenwich Village Anfang der 1960er Jahre. Es ist jene Zeit, in der Größen wi Bob Dylan ihren Anfang finden. Und kurz bevor dieses große Genie der Musikgeschichte mit seiner Gitarre auf der Bühne Platz nehmen wird, erhebt sich dort ein anderer Musiker, der soeben seinen Gig beendet hat. Er wird an diesem Abend nicht entdeckt werden, Llewyn Davis wird eine unbekannte Stimme unter vielen bleiben. Der Mann mit dem dunklen Locken und den tiefen dunklen Augen sieht sein Talent ebenfalls im Folk. Mit seiner Gitarre zieht er durch die Straßen New Yorks und quartiert sich Nacht für Nacht auf dem Sofa seiner Freunde und Bekannten ein. In sich gekehrt wirkt dieser Mann, fast schon ein wenig eigentbrötlerisch und noch dazu ziemlich egozentrisch. Die meisten in seinem Umfeld haben kein gutes Bild von ihm, was einige von ihnen ihn auch deutlich spüren lassen.

 


Doch da ist noch etwas anderes, das die Brüder Ethan und Joel Coen ihrem Hauptcharakter mit an die Hand gegeben haben. Hinter der Fassade der Gleichgültigkeit erscheint eine andere Seite von Llewyn. Eine, die vom permanenten Kampf müde und ausgezerrt scheint. Der man am Morgen die Anstrengung ansieht, die der Körper benötigt, um sich wieder den Herausforderungen aufs Neue zu stellen. Fast wirkt er einsam, dieser Kerl, der doch immer nur an sich selbst zu denken scheint. Und irgendwann, mitten in der Handlung, erfahren wir beinahe beiläufig, dass sein Partner, mit dem er bis dahin halbwegs erfolgreich zusammengespielt hat, Selbstmord beging. Ist es das, was Llewyn zum einsamen Wolf macht? Was ihn davon abhält, sich mit anderen zusammenzuschließen und Menschen grundsätzlich an sich heranzulassen? In jedem Fall scheint ihm dieses Ereignis einen Teil seiner Stimme genommen zu haben. Denn auch wenn sich in den wunderbar kratzig-klaren Tönen all seine Emotionen widerspiegeln und er dort, in seinen Songs, selten wie nie ganz bei sich zu sein scheint, prophezeit ihm Grossmann als Solokünstler keine große Karriere. Stattdessen bietet er ihm an, in einem neuen Trio zu spielen. Llewyn lehnt ab und schrammt damit wieder knapp am Erfolg vorbei. Denn wir wissen zu dieser Zeit bereits, dass es sich bei besagter Gruppe um niemand geringeren als Peter, Paul und Mary handeln wird.


Mit "Inside Llewyn Davis" haben die Coen Brüder einen Film geschaffen, der nicht nur authentisch das tägliche Leben im Greenwich Village der frühen 60er widerspiegelt, sondern sie haben zugleich auch eine Figur in den Fokus gestellt, in der sich das Scheitern so vieler manifestiert. Was ist es, was am Ende zwischen Erfolg und Misserfolg entscheidet? Talent, Kampfgeist, Aufopferung, Timing? Die Antwort sei an dieser Stelle selbst zu suchen. Jedem Liebhaber von Folkmusik dürfte angesichts der vielen kleinen Verweise jedenfalls das Herz aufgehen. Cineasten werden dagegen an der herausragenden Besetzung, die Namen wie Carey Mulligan oder John Goodman umfasst, ihre Freude haben. Und auch Hauptdarsteller Oscar Isaac und Justin Timberlake spielen nicht minder überzeugend.

Stellt sich am Ende eigentlich nur noch die Frage, ob Llewyn für sein Scheitern selbst verantwortlich ist oder ob wir in ihm einfach einen Getrieben sehen können, der bereit ist, für seinen Traum alles zu opfern? Und wenn wir schon dabei sind, was hat es eigentlich mit der Katze auf sich? Mit deren metaphorischer Schlüsselrolle darf sich jeder gerne selbst bei einem Kinobesuch auseinandersetzen.

 

 

 

 

laura
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