MBFWB | INTERVIEW: Sopopular

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Designer Daniel Blechmann stand uns Rede und Antwort.

Die Berliner Modewoche ist bereits seit zwei Wochen vorbei und wir sind auch schon so langsam mit unserem Rückblick am Ende angelangt. Ein Highlight haben wir euch allerdings noch vorenthalten. Und zwar durften Lilly und ich einen Blick hinter die Kulissen von Sopopular werfen und backstage vor der Präsentation dabei zusehen, wie die Models fertig gemacht werden. Obwohl man sich das doch recht hektisch vorstellt, waren hier alle sehr entspannt und die (wirklich gutaussehenden) Herren waren auch zu einigen Späßen aufgelegt. Mittendrin Designer Daniel Blechmann, der mir noch ein paar neugierige Fragen beantwortet hat. 

 

Lola: Worum geht es in der Kollektion? 

Daniel: Die neue Kollektion heißt "Black Hole Sun". Was in jeder Kollektion immer ein Einfluss ist, sind meine beiden Lebensstationen Berlin und London. Dazu kommen dann immer die Inspirationen. Für diesen Winter war es der 90er Jahre Grunge. Dadurch stammt der Titel auch vom Song "Black Hole Sun" von Soundgarden. Außerdem war der japanische Architekt Tadao Ando eine große Inspiration. Dadurch ist die jetztige Kollektion auch Schwarz-Weiß-Grau gehalten, auch für den Sommer. Sie ist sehr geradlinig und grafisch. 

 

Lola: Welche Matierialien hast du verwendet? 

Daniel: Wir versuchen, keine synthetischen Stoffe zu benutzen, soweit es geht. In dieser Kollektion sind es Baumwolle, gewachste Baumwolle, Leder, Jersey und Leinen. 

 

Lola: Hast du ein Lieblingsstück aus der aktuellen Kollektion?

Daniel: Ja, mehr als eins. Ehrlich gesagt, mag ich eigentlich fast alles. Aber was ich besonders mag, sind natürlich die zwei Stoffe, die wir selbst kreiert haben. Das ist einmal ein 3D-Print aus kleinen kubistischen Elementen. Das andere ist ein Farbverlauf in gepixelter Form. 

 

Lola: Du wohnst momentan in Berlin. Pendelst du trotzdem noch zwischen Berlin und London hin und her? 

Daniel: Nee, ehrlich gesagt nicht. Ich fahr immer mal nach London, weil wir eine Presseagentur in London haben. Aber nein, Berlin ist meine Heimat. 

Lola: Wann warst du denn genau in London und wie lang?

Daniel: So Mitte der 90er. Ich habe da Innenarchitektur studiert. Obwohl ich das tat, war ich auch immer in Mode involviert. Ich habe als Stylist gearbeitet, als Einkäufer, habe einen Vertrieb gehabt, habe einen Laden in Berlin gehabt. Irgendwann war es dann einfach die logische Konsequenz: "Okay, ich mache jetzt mein eigenes Label", weil ich eigentlich jede Stufe durch hatte. Und Mode und Musik sind einfach meine größten Leidenschaften. 

 

Lola: Gibt's einen Grund, warum du dann doch wieder nach Berlin gekommen bist? 

Daniel: Zum einen ist London einfach übertrieben teuer. Zum zweiten: meine Familie ist hier. Und ich bin gerne da, wo meine Familie ist, ohne Frage. 

 

 

 

Lola: Gab es einen Zeitpunkt in deinem Leben, bei dem zu dir gedacht hast: "So, ich werde jetzt Designer!"? 

Daniel: Es war so ein organischer Prozess. Ich habe immer meinen ganzen Freundeskreis beeinflusst mit Klamotten und die haben dann auch immer bei mir durch den Vertrieb gekauft und irgendwann habe ich dann mit Freunden beschlossen: "Jetzt machen wir ein Label." Mittlerweile mache ich das ohne meine Freunde und mit einem neuen Geschäftspartner, was gut funktioniert. Wir hatten vier Jahre lang eine Durststrecke und langsam geht es in die Richtung, die wir verdienen. 

 

Lola: Wann hast du mit Sopopular angefangen? 

Daniel: 2009. 2008 war so die Vorbereitungsphase und 2009 gab es dann die erste Kollektion.

 

Lola: Wie kommt es zu dem Namen "Sopopular"?

Daniel: Ich habe so ein MTV Masters gesehen über Nirvana und Kurt Cobain hat irgendwie ein paar Tage, bevor er sich erschossen hat, gesagt: "It's nice to be so popular." Und das ist mir total im Kopf hängen geblieben und da dachte ich mir, dass so mein Label heißen wird. 

 

Lola: War bzw. ist Nirvana auch deine Lieblingsband?

Daniel: Ich mag Nirvana, aber es ist nicht meine Lieblingsband. Es gibt mittlerweile Bands, die ich mehr mag. Aber Nirvana ist schon eine meiner Favoriten. 

 

Lola: Hast du einen momentanen Ohrwurm?

Daniel: Ja, das ganze Album "Love, Lust, Faith and Dreams" von 30 Seconds to Mars. 

 

 

 

 

Lola: Warum machst du Männermode? 

Daniel: Weil ich gerne Mode mache, die ich auch selbst trage. Das ist natürlich kein Egoistentrip, dass ich nur Sachen mache, die mir selbst gefallen, denn man muss natürlich auch darauf achten, dass er der Masse gefällt. Das ist eben ein kleiner Kompromiss. Aber ich mache das, was sich für mich natürlich anfühlt. Für mich ist es natürlich, Männermode zu machen. 

 

Lola: Hast du ein Designer-Vorbild? 

Daniel: Ja. Wen ich sehr gern mag, ist Hedi Slimane. 

 

Lola: Wie würdest du abschließend deinen Stil beschreiben? 

Daniel: Schwierig. Natürlich bin ich vom Trend beeinflusst, aber ich versuche immer zeitlose Stücke zu machen. Und dass die Kollektion miteinander kombinierbar ist und dass man das Stück über Jahre hinweg tragen kann. Nichts, das so prägnant ist, dass es nächste Saison nicht mehr modisch ist. Mein Stil ist eklektisch. Ich mag, wenn etwas gemischt wird und ich mag es nicht, wenn es von Kopf bis Fuß ein Design ist. Es ist schön, wenn man mal ein Designerstück trägt und dazu dann eine Jeans von H&M. Das ist auch das, was mich in London sehr beeinflusst hat. 

 

Und auch die anschließende Kollektion hat uns hellauf begeistert, wie ihr hier noch einmal nachlesen könnt. Kein Wunder, dass das Label den zweiten Platz des diesjährigen "Start your own Fashion Business"-Awards gewonnen hat. Wir freuen uns wie bolle für den Daniel Blechmann. Und natürlich schon auf die nächste Kollektion.

 

 

 

    AUTHOR:
    LOLA

    Modemädchen durch und durch.

    Minimal Chic und New Sports ist ihr Metier, über Normcore und andere Phänomene der Mode kann sie nickend Romane erzählen und trotz Totalausfall beim Anblick der neuesten Laufstegbilder und Lookbooks ist die Dame nicht auf das Köpfchen gefallen. Lola liebt Kopenhagen und Kafka, hat eine Schwäche für Männermode und Musikhits, ist aber auch für Kunst und Kitsch zu haben.