MBFWB: Interview mit Malaika Raiss

lola
|
SM zu Besuch bei den Vorbereitungen zur Fashion Show.

Am Donnerstagvormittag haben wir der Berliner Designerin Malaika Raiss vor dem Runway ihres gleichnamigen Labels Malaikaraiss in der Villa Elisabeth einen Besuch abgestattet und beim Shooting für das Lookbook der kommenden Herbst-/Winterkollektion über die Schulter geschaut. Seit 2010 gestaltet sie mit ihrem Team klare, geradlinige und individuelle Kollektionen und bedient sich dabei neben innovativer Stoffe auch einer großen Portion Humor und Liebe zum Detail. Ihren Anspruch "Long time favourites - made with love, care and a big smile" setzt sie dabei konsequent um und entwirft zeitlose, tragbare Lieblingsstücke, in denen sich jede Frau wohlfühlt. Wir haben Malaika unter anderem zu der neuen Kollektion, ihrem jungen Label und ihren Modesünden befragt. 

 

Lola: Deine neue Kollektion heißt ja „The Weirdness of Being“. Warum dieser Kollektionstitel?

Mailaika Raiss: Wir haben uns vom Film „Beetlejuice“ inspirieren lassen und da geht es viel um Fragestellungen, Leben und Tod und darum, zwischen zwei Welten zu leben. Die Kollektion ist diesmal sehr bunt und viele verschiedene Elemente kommen in ihr vor. Irgendwann haben wir dann gesagt, dass das alles irgendwie "weird" ist. So kam es dann zu dem Titel - anstatt „The Lightness of Being“ alles in Frage zu stellen.

 

Lola: Wie kam es zu der Inspiration „Beetlejuice“? Hast du den Film früher gern gesehen?

Malaika: Ja, das ist ja auch so ein frühes 90er Phänomen. Damit haben wir uns letzte Saison schon beschäftigt, aber eher mit der poshen Seite wie „Beverly Hills 90210“. Diesmal haben wir dann die Grunge-Einflüsse genommen, was gut zu dem Film gepasst hat. Dann haben wir mal wieder Filme geguckt, natürlich auch "Beetlejuice", und so kamen wir dann auf die schwarz-weißen Prints mit dem Verlauf.

 

Lola: Also dominieren Schwarz und Weiß?

Malaika: Schwarz und Weiß haben wir immer als Basis. Das haben wir diesmal aber auch in dem Print. Außerdem haben wir sehr kräftige Farben wie ein knalliges Rot, Magenta-Pink, Petrol-Grün und ein ziemlich starkes Braun. Schon viel bunter, als wir es bis dahin hatten. 

 

 

 

Lola: Was für Stoffe habt ihr diesmal genutzt?

Malaika: Oh, ganz verschiedene. Verschiedene Seidenqualitäten haben wir immer. Wir haben viel mit Bouclée gearbeitet, sowohl im Strick, als auch im Mantelstoff. Der ist ein bisschen brushed, danach noch einmal bearbeitet und dadurch entsteht so ein filziger Schlingeneffekt. Plissiertes Leder haben wir wieder verwendet. Das hatten wir letzten Winter schon, aber diesmal in einer ganz anderen Form, z.B. in einer Hose und in Krägen. Wir haben da also noch einmal eine neue Form gefunden, es einzusetzen. Außerdem viel geprintete Viskose und ganz viel Strick wie Mohair und Baby-Alpakka.

 

Lola: Achtest du bei Sommer- und Winterkollektionen auf bestimmte Unterschiede?

Malaika: Nein, eigentlich nicht. Klar, wir haben im Winter mehr Strick als im Sommer – aber eigentlich nicht. Im Winter wird die Kollektion nur ergänzt durch mehr Strick und mehr Strickaccessoires. Aber vom Prinzip her arbeiten wir gleich.

 

Lola: Wie wird das Ganze gestylt?

Malaika: Ziemlich lässig und grungig mit Layering, sodass man auch verschiedene Längen miteinander kombiniert.

 

Lola: Was ist dein Lieblingsstück aus der Kollektion?

Malaika: Das ist jeden Tag etwas anderes. Ich glaube, der petrolgrüne Wollmantel ist so eines meiner liebsten Stücke. Aber auch der schwarze Overall, den wir eben gesehen haben. Das ist so ein Wohlfühlteil, wo jeder super darin aussieht. Ich mag eben auch die unkomplizierten Sachen.

 

Lola: Hast du in den vergangenen Tagen noch Shows gesehen auf der Fashion Week?

Malaika: Leider gar nicht. Ich habe es zu keiner Show geschafft, weder zu Kilian Kerner, noch zu Augustin Teboul oder Lala Berlin. Morgen möchte ich noch zu Issever Bahri, aber das ist fast zu zeitig am Morgen. 

 

 

Foto: via PR

 

Laura: Wie ist das bei euch: Gerade jüngere Designer aus Berlin haben ja immer das Problem mit der Finanzierung, obwohl die Kollektionen super ankommen. Ist das bei euch auch so oder schon soweit, dass ihr euch darüber keine Gedanken machen müsst?

Malaika: Nein, das Problem haben wir auch. Allerdings glaube ich, nicht so arg wie die anderen, weil wir auch anders angefangen haben. Wir haben erst einmal versucht, kommerziell zu denken: Wie verkaufen wir das, wie vertreiben wir es? Und dann haben wir die Kollektion gestartet. Aber klar stecken wir alle in einem Boot. Ich hoffe, da tut sich mal etwas mehr und ich glaube tatsächlich auch, dass es das jetzt tut. Wir haben das bereits mit den Messen gemerkt. 

 

Laura: Seid ihr eigentlich schon in Europa weiter heraus erfolgreich?

Malaika: Wir eröffnen in der nächsten Saison einen neuen Laden in Frankreich und ansonsten sind wir in Japan und Taiwan sehr gut dabei. Europa noch nicht so. Wir wollen Skandinavien jetzt auch noch einmal angehen. Bisher war das immer ein wenig schwierig, weil wir nicht so viele Farben hatten. Die Skandinavier wollen es am Anfang ja immer ein bisschen bunt und dann doch irgendwie straight. Die können sich immer nicht so entscheiden, aber das probieren wir noch einmal. Wir haben letzte Saison den amerikanischen Markt ein bisschen anvisiert und das werden wir dieses Mal noch vertiefen, weil wir da ziemlich viel Potenzial sehen.
Laura: Da drücken wir euch auf jeden Fall die Daumen.
Lola: Oh ja.
Malaika: Danke!

 

Lola: Gibt es für dich ein Fashion-No-Go?

Malaika: Creepers. Mochte ich nie und jetzt mag ich sie noch weniger. Und diese wattierten Jacken, die in der Taille  gegürtet sind, finde ich auch ganz schrecklich.
Lola: Diese Daunenjacken, ja.
Laura: Diese, wo man wie ein Michelinmännchen aussieht.
Malaika: Ganz schlimm, keiner sieht gut darin aus.

 

Lola: Gibt es einen Mode-Fauxpax in deiner Jugend, an den du sich erinnerst?

Malaika: Viele. Senfgelbe Leggings mit Sternchen, Mickey Mouse Pullover, grüne Haare hatte ich auch mal. Ich habe alles durchgemacht. Sah ein bisschen schimmlig aus mit den Haaren. (Lacht.)

 

Foto: Mercedes-Benz Fashion Week

 

Lola: Was ist für dich ein perfekter Start in den Tag?

Malaika: In Ruhe frühstücken und ein bisschen im Internet surfen, um ehrlich zu sein. Ruhe haben und langsam aufwachen.
Laura: Hat heute wahrscheinlich nicht geklappt.
Malaika: Nee, ich bin 5.30 Uhr aufgestanden.

 

Lola: Wenn du nicht Designerin geworden wärst, was wärst du dann?

Malaika: Ganz schwierig. Journalistin vielleicht oder irgendetwas mit Kunst, Geschichte oder Kunsthistorik. Aber schon immer irgendetwas mit Design.

 

Lola: Mit welchem Designer würdest du gern mal etwas Trinken gehen?

Malaika: Mit vielen, z.B. Karl Lagerfeld. Weil er ähnlich angefangen hat und relativ schnell viel Erfolg hatte.

 

Lola: Wie geht es jetzt nach der Berliner Modewoche weiter?

Malaika: Es folgen Messen, wo wir vorerst vertriebsmäßig in Deutschland unterwegs sind und dann in Paris. Danach liefern wir quasi noch unsere Sommerware zu Ende aus und dann geht es schon wieder los. Wir setzen uns jede Saison neue Ziele und nehmen neue Sachen mit dazu. Letztes Mal haben wir die Accessoires mit aufgenommen, die Lederaccessoires. Die haben wir jetzt erweitert. Mal sehen, ob wir uns in der nächsten Saison an Schuhe wagen. Es ist auch wichtig, dass man immer mal seine Produktionsstätten besucht, überall präsent ist und versucht, neue Wege zu finden, um andere Möglichkeiten zu haben. Das ist das, was nach der Fashion Week ansteht. Aber dann natürlich auch ein bisschen Entspannung.
 

Die Entspannung gönnen wir Malaika von Herzen! Wir bedanken uns an dieser Stelle für das Interview und sind bereits gespannt, was wir in Zukunft noch alles von der begabten Designerin hören und sehen werden. 

 

    AUTHOR:
    LOLA

    Modemädchen durch und durch.

    Minimal Chic und New Sports ist ihr Metier, über Normcore und andere Phänomene der Mode kann sie nickend Romane erzählen und trotz Totalausfall beim Anblick der neuesten Laufstegbilder und Lookbooks ist die Dame nicht auf das Köpfchen gefallen. Lola liebt Kopenhagen und Kafka, hat eine Schwäche für Männermode und Musikhits, ist aber auch für Kunst und Kitsch zu haben.