Labelwatch: KOWTOW

laura
|
Ästhetik trifft Nachhaltigkeit.
Bilder via KOWTOW

Ja, auch wir SM-Girls müssen zugeben, manchmal mit Scheuklappen durch die (Mode-)Welt zu laufen. Eigentlich sollten zwar gerade wir stets auf der Suche nach dem Neuen, dem Unbekannten oder mindestens dem nächsten großen Ding sein, doch wie es nun einmal so ist, verlassen auch wir uns manchmal nur zu gerne auf die altbekannten Ketten und Labels. Umso schöner, wenn uns aus nächster Hand dann mal doch eine neue Inspirationsquelle entgegenhüpft. So geschehen beim neuseeländischen Label KOWTOW, das uns zuerst bei den Damen von amazed begegnete, und kurz darauf auch bei den Janes zu finden war.

 

Das Besondere an der aus Welligton stammenden Marke ist aber nicht etwa die wunderbar lässige Oversized-Optik, in die ich mich – vor allem, was die Hosen angeht – schnell verguckt habe oder gar die herrlichen Gelb- und Blautöne, durch die die aktuelle Kollektion begeistert. Und auch den Trend zum Schachbrettmuster wollen wir an dieser Stelle einmal beiseite lassen. KOWTOW steht vielmehr für Fair Trade und organische Baumwolle, zwei Aspekte, die auch in der Modewelt so aktuell wie nie scheinen. So schreibt das Label über sich selbst: 

 

„We don't believe anyone who is truly aware of what is going on in the world would want to turn their heads and support a slave trade economy. Being into clothes we decided to do something about it. Certified fair trade organic clothing that is ethically and sustainably made from seed to garment. Thank you for believing in what we do.“

 


In Zeiten, in denen Ketten wie Primark und Co. polyester- und chemiegetränkte Kleidung zu Schleuderpreisen verscherbeln und damit eher den blinden Massenkonsum ankurbeln, statt ein Bewusstsein für nachhaltiges Kaufverhalten zu fördern, scheint es umso relevanter, dass andere Textilhersteller intensiv um diese Faktoren bemüht sind. Denn während für uns die Tragweite voller Einkaufstüten und schnell ausrangierter 3 Euro Shirts eher gering ist, trifft dies eine ganze Industrie dahinter umso mehr. Vor knapp einem Jahr erst stürzte in Bangladesh eine Textilfabrik ein und forderte mehr als 1000 Menschenleben, darunter auch Kinder, die ebenfalls dort tätig waren. Doch beinahe mehr als das Geschehen selbst hat mich damals die Tatsache erschreckt, dass in diversen Medienberichten  – so u.a. in der Textilwirtschaft – schnell klar wurde: Vielen Käufern sind diese Zustände nicht einmal bewusst. Wo wir schließlich wieder bei den Scheuklappen wären, wenn auch auf einer etwas anderen Ebene. Auch ich nehme mich von dieser Kritik in keinster Weise aus, schließlich kaufe auch ich regelmäßig bei H&M und Co. ein und ich verfolge zusätzlich, was in der Branche so vorgeht. Dennoch beginnt Veränderung oft schon im Kleinen, wie z.B. mit der Verweigerung eine Primark-Filiale überhaupt nur zu betreten oder einfach dem bewussten Vorhaben weniger zu kaufen. Das mag angesichts der vielen Lookbooks, die einem gerade in meinem Job täglich ins Postfach flattern, manchmal zwar nicht leicht sein, befreit aber umso mehr, wenn man die Sache durchzieht.

 

Umso mehr ziehe ich daher meinen Hut vor Labels wie KOWTOW, die es sich nicht nur zur Aufgabe machen, diesem Dilemma den Kampf anzusagen, sondern gleichzeitig auch noch mit dem Klischee aufräumen, Fair Trade-Mode müsse immer nach Öko-Look aussehen. Dem ist nämlich ganz und gar nicht so. Stattdessen begeistern die Kollektionn durch geradlinige Schnitte, sowie ein feines Gespür für Muster, Farben und Trends, sodass am Ende nachhaltiges Denken und ästhetisches Verständnis zu einer runden Einheit zusammenkommen.

 

 

 

 

 

 

    AUTHOR:
    LAURA SODANO

    Lebe lieber ungewöhnlich.

    Mode. (Pop-)Kultur. Feminismus. Was für die einen nach Schizophrenie par Exellence klingen mag, ist für sie selbstverständlich. Die Dame, die mindestens so gerne und schnell redet, wie sie denkt, sprudelt nur so vor kreativem Kopfchaos, von dem ihr Umfeld selten verschont bleibt. Sprache ist ihr Medium. Das nuancierte Spiel mit pointierter Artikulation ihre Waffe. Schokolade ihr Laster. Bei Mode und Literatur setzt ihr Verstand nur zu gerne aus.