Krempel der Woche: Winterzeit

lilly
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الفياجرا
gossip
Der dunkle Fiesling vor dem Fenster.
via vunie.com

Ja, goldrichtig, ich mache tagein, tagaus nichts lieber, als mich über alle möglichen Dinge aufzuregen und zu beschweren. Eigentlich habe ich mich damit schon ganz gut an das raunzige Wiener Volk angepasst, dem man eigentlich auch nichts wirklich recht machen kann. Mal ist es zu kalt, mal zu heiß, mal zu nass, mal sind zu viele Leute auf den Straßen unterwegs... Irgendwas gibt es immer zu bemängeln.

Was mir hingegen seit Tagen unter den Nägeln brennt? Diese elendige Winterzeit. Welcher halblustige Arsch hatte bitte den Einfall, einfach mal die Uhr zu verstellen? Auf die eine Stunde kommt's nun wirklich nicht an. Im Winter ist es sowieso immer nur dunkel. Egal ob frühmorgens, nachmittags oder abends. Immer ein großes, schwarzes Loch vor meinem Fenster, dem ich am liebsten von November bis März durchgehend den Mittelfinger zeigen würde. Ich meine zum Schlafen ist es ja ganz schön praktisch, aber tagsüber wäre mir hell lieber. Kein Wunder, dass sich meine Artgenossen in Finnland während den Wintermonaten reihenweise das Leben nehmen. Ist ja nicht auszuhalten in diesem dunklen, nebligen Sumpf der Einöde.

 

Wenn ich mich mal wieder über die Winterzeit beschwere, kommen liebe Freundinnen mit Weisheiten wie "Im Dunkeln lässt's sich gut munkeln" oder "Nachts sind alle Katzen grau" um die Ecke. Toll. Welch großartige Info. Ich finde Katzen sowieso scheiße, egal, welche Farbe sie auch haben mögen. Meine Laune steigt damit kein Stückchen an. Die ist ungefähr so weit unten wie mein Vitaminspiegel. Sämtliche Buchstaben des Alphabets melden bereits erste Mangelerscheinungen. Ich bin müde, schlapp und lustlos. Am Morgen brauche ich fast einen Kran, um mich aus dem Bett zu hieven und tagsüber dann die allseits beliebten Zahnstocher, um meine Augen im Büro offen zu halten.

Vielleicht würde ein Besuch in der Klappkaribik Abhilfe schaffen, aber ich finde es irgendwie befremdlich, mich nackt auf eine Glasplatte zu legen, während mich aus allen erdenklichen Winkeln Scheinwerfer anstrahlen, ich nachher stundenlang nach Solarium rieche und ein paar Besuche später aussehe, als hätte ich mir braune Schuhcreme ins Gesicht geschmiert. Nö, bleib ich lieber weiß und schlecht gelaunt. 

 

Ich bin wirklich ein bemitleidenswertes Opfer der Jahreszeiten. Während andere glücklich durch die ersten bunten Blätterberge hüpfen, würde ich mich am liebsten darunter begraben und sterben. Während sie fröhlich über die weißen Schneepisten wedeln, würde ich am liebsten mit dem Heizstrahler am Pistenrand sitzen und ihnen die weiße Masse unter dem Hintern wegpusten. Warum bin ich denn nicht einfach ein Hamster geworden? Dann könnte ich mir im Herbst die Backen mit Essen vollschaufeln, bis März in einen komatösen Zustand verfallen und pünktlich zu den ersten Gänseblümchen wieder aufwachen und weiteressen. Ja, das Leben ist manchmal wirklich ungerecht.