IRGENDWAS MIT KUNST #1

الفياجرا
art
Medien & Netzwerk.
© Irgendwas mit Kunst

Organisation ist irgendwie nicht so mein Ding. Umso begeisterter bin ich von all den jungen Menschen, die ihre Ideen und Träume in die Tat umsetzen und sich selbst verwirklichen. Ebenso viel Respekt, wie ich diesen Innovationswundern zolle, bringe ich auch den Studierenden der Kunstgeschichte am Kunsthistorischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster entgegen, die vor sechs Jahren die Vortragsreihe „Irgendwas mit Kunst“ ins Leben riefen. Die Vortragsreihe bietet eine hervorragende Orientierungshilfe für alle, die eine Affinität für die Schönheit der Dinge besitzen und sich später irgendwo in der Kunstbranche sehen – wobei es hier keine Rolle spielt, ob man nun Kunst, Kunsthistorik, Design oder auch (noch) gar nichts studiert.
Wie schaffe ich den Einstieg in die Kunst? Wie knüpfe ich Kontakte? Wie sieht der Alltag in einer Gallerie aus? Ist das Hartz IV nicht schon vorprogrammiert? Das sind nur einige der Fragen, die man sich im stillen Kämmerlein stellt, aber selten beantwortet bekommt. „Irgendwas mit Kunst“ ist hier die Antwort auf diese Fragen bzw. sind es vielmehr die Gäste, die zu den verschiedenen Terminen eingeladen werden, sich den Fragen des Publikums stellen und ihre individuellen Erfahrungen aus dem kunstbezogenen Berufsfeld teilen.

 

Am 7. November beglückte Alain Bieber aus Straßburg die wissbegierigen Anwesenden mit seiner Präsenz. Zunächst absolvierte der 1978 geborene Bieber eine „klassisch“ journalistische Ausbildung. So studierte er Rhetorik, Soziologie, Literatur und Politikwissenschaften in Tübingen und Paris. Als Verlag und Plattform für Kunst, Kultur und Politik erblickte rebel:art im Jahr 2004 unter Biebers Anleitung das Licht der Welt. Damals erschien rebel:art noch als Printmagazin, während es heute als reines Blog fungiert. Der junge Herr hat schließlich auch noch einen Haufen anderes Zeug zu erledigen. Zum Beispiel die Projektleitung von ARTE Creative, mit der er hauptsächlich seine Brötchen verdient. Weitere journalistische Erfahrungen hat er u.a. als Redakteur für “ART – Das Kunstmagazin” in Hamburg gesammelt und schrieb desweiteren Artikel, Texte und Essays für ART, ARTE Magazin, artnet, Spiegel Online, Merian, MAX, Neural, Nicht Jetzt, Shake Your Tree, Die Gestalten u.v.m.

 

© FLOOT

 

Es war interessant zu hören, dass Bieber felsenfest davon überzeugt ist, dass es eigentlich „scheißegal“ (O-Ton) ist, was man studiert hat – und das aus dem Mund eines so erfahrenen Journalisten. Die Hauptsache sei es, dass man immer am Ball bleibt, seine banalsten Gedanken auf Papier bringt und sich selbst zu vermarkten weiß, da man gerade in der journalistischen Branche am besten mit einer ordentlichen Portion Narzissmus, Egozentrik, aber auch Humor über die Runden kommt. Das sich Bieber selbst auch nicht immer allzu ernst nimmt, wurde durch viele seiner früheren Projekte deutlich, die er vorstellte. Im Rahmen von PARASITES inszenierte Bieber 2009 kurzerhand eine Ausstellung für temporäre Skulpturen in einem Hamburger Baumarkt. Ohne wissen der Inhaber versteht sich. Diverse (durch Facebook) eingeweihte Leute trafen sich also in dem Baumarkt und das französische Künstlerkollektiv Encastrable kreierte, mithilfe der im Baumarkt befindlichen Materialien, Skulpturen. Man kann sich vorstellen, dass diese Aktion für ordentlich Furore sorgte. Die Inhaber des Marktes waren glücklicherweise ziemlich begeistert von dieser innovativ-schöpferischen Kunst und ließen einige der enstandenen Skulpturen sogar noch über mehrere Tage im Baumarkt stehen.

 

© encastrable

 

Sehr ausführlich ging Bieber auf seine momentane Tätigkeit und die dazugehörigen Projekte auf ARTE Creative ein. Erwähnenswert finde ich hier besonders die Webserie „From Sketch, in der Kreativlinge jeglicher Art ihr Leben auf ein DIN A3 Blatt bringen und kommentieren. Begleitet von der Berliner Zentrale Intelligenz Agentur und dem Interview Magazine hatten schon Leute wie Ingo Niermann, Tonia Welter und Rafael Horzon die Ehre ihre Geschäftsmodelle, Werke und Projekte zu skizzieren. Oder eben auch Tocotronic Frontmann Dirk von Lowtzow.


 

Als Event-Tipp lege ich euch definitiv den zweiten von insgesamt vier Vorträgen aus der Reihe „Irgendwas mit Kunst“ ans Herz.


Wann? Mittwoch, 28.11.2012 um 19 Uhr
Wo? Schloss-Aula, Schlossplatz 2, Münster
Mit wem? Rein Wolfs (Kunsthalle Fridericianum, Kassel)

 

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