Die besten Hörbücher beginnen im Plattenladen. Dabei handelt es sich um keine Hörbücher im geläufigen Sinne, sondern solche, die sich ganz real ereignen und deren Ergebnis sich wenig später vor allem für unsere Ohren niederschlagen. So geschehen bei den beiden Leipzigern von Mod.Civil. Dahinter stecken Gerrit Behrens und René Wettig, die sich 2006 zwischen Vinyl-Klassikern und -Neuerscheinungen kennenlernen und wenig später beginnen, zusammen an elektronischer Musik herumzuschrauben. Beide haben zu dem Zeitpunkt bereits eigene Erfahrungen gesammelt: René als DJ, Gerrit durch das Experimentieren mit dem Musikprogramm "Rebirth", worin er den Ursprung dafür sieht, dass er seit Ende der 90er-Jahre nicht mehr weggekommen ist von der elektronischen Musik.
Da sich das Teamwork als ausgesprochen fruchtbar herausstellt, sind beide zusammen bald darauf auch live zu hören und veröffentlichen auf dem Berliner Label Ornaments Music ihre erste Platte "Einfachheit Gewinnt". Kurz danach geht auch ein zweites Projekt an den Start: Die erste Platte ortloff eins von ortloff Records, dem Musiklabel, das sie zusammen mit den überaus sympathischen Konsorten des Kunstraum ortloffs gründen. Diese Zusammenarbeit sucht seinesgleichen: So sind die Residents wie Sebastian Dubiel und auch Mod.Civil gleichzeitig die Chefs des Labels - wer, wie, wo auf einer Platte zu hören sein wird, fällen allerdings die Betreiber des Kunstraums. Von denen kommt auch das Artwork. In die Haare bekommt sich hier natürlich niemand und selbst wenn das doch einmal vorkommen sollte, wird jede Unstimmigkeit mit einem Schnaps hinuntergespült. Jede in Form bzw. Vinyl gepresste Platte zeigt somit immer wieder, dass die Symbiose von Kunst und Musik nicht nur keine abwegige, sondern eine ziemlich logische sein kann.
So gehen auch die beiden Herren nach knapp acht Jahren gemeinsamer Musikgeschichte mit erweitertem Horizont hervor, was man ihrer Musik immer wieder aufs Neue anhört. Aus ortloff eins wird ortloff zehn, aus ortloff Records ein gut aufgestelltes Label und aus Mod.Civil ein wandelbares Producerteam und spannender Live-Act mit eigenwillig schroff-leichtem Sound, der vor kurzem die neue, siebte Platte Opto Watts veröffentlicht hat. Hinter dem Namen der beiden verbirgt sich übrigens die Kombination von Modulation (die Umwandlung von niederfrequenten in hochfrequente Signale, auf deren Grundlage die Übertragung von Sprache, Geräuschen und [elektronischer] Musik geschieht) und dem Code Civil (das von Napoleon ins Leben gerufene, wegweisende Gesetzbuch des Zivilrechts der Neuzeit) - stark heruntergebrochen eine Transformation von geltenden Gesetzen der Musik also. Diesem Versprechen werden sie definitiv gerecht.
Wer wissen will, wie sich Mod.Civil anhören, sollte an dieser Stelle einfach den Play-Button betätigen. Wir wünschen ein vergnügtes Wochenende. Cheers!
